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Reisebericht – Wandern und Genießen in der Basilikata

Zur Reisebeschreibung – Wanderreise Basilikata

Von unserer Reiseleiterin Katrin Daniele-Petzoldt:

Süditalien ganz authentisch

Bei Süditalien denken die meisten spontan an Sizilien oder den Golf von Neapel. Manchen fällt das wunderschöne Apulien oder Kalabrien ein. An die Basilikata denkt eigentlich fast nie jemand.

Der italienische Schriftsteller Carlo Levi greift ein altes Sprichwort in seinem Buchtitel auf, wenn er schreibt: „Christus kam nur bis Eboli“. Als von Gott verlassen und vergessen betrachteten sich die Bewohner der Basilikata schon seit langer, langer Zeit.

Selbst ich habe gut fünfzehn Jahre gleich nebenan in Apulien gelebt, ohne mich besonders für unsere kleine Nachbarregion zu interessieren. Erst als ich mit dem Wandern richtig angefangen habe und auf der Suche nach ein paar Bergen war, bin ich öfter rübergefahren.

Und kann nicht mehr aufhören damit. Eine Reiseleiterkollegin hat in einem Reisebericht geschrieben, dass man sich in eine Landschaft, eine Region verlieben kann.

Süditalien zum Verlieben

Vielleicht nicht so sehr die stürmische Liebe auf den ersten Blick. Die Basilikata schleicht sich langsam ins Herz und in die Seele, schmiegt sich an, verzaubert sacht mit ihrer Ruhe. Der Vielfalt der Landschaften. Den kleinen Kostbarkeiten, die sich manchmal richtiggehend zu verstecken scheinen: bemalte Höhlenkirchen, Agriturismi mit lokalen Spezialitäten, Kellereien mit erstklassigen Weinen. Herrliche, stille Museen mit Zeugnissen jahrtausendealter Kulturen, die sich in diesem kleinen Fleckchen Erde begegneten, überlagerten, verflochten und miteinander verschmolzen.

Die Idee für eine Wanderreise in die Basilikata mit Sento Wanderreisen entstand aus dem Wunsch, diese kleine und noch sehr unbekannte Region ein wenig zu erschließen und sichtbarer zu machen.

Eine Region, in der es noch keine Filter einer gutgeölten Tourismusindustrie gibt, die sich zwischen den Besucher und das Land drängen, wo Begegnungen noch direkt und unmittelbar sind, sei es mit dem Land selbst als auch mit seinen Bewohnern.

Wandern und Eintauchen in die Natur und Landschaften, kulinarische Genüsse in einem Agriturismo, Begegnungen mit Menschen, die beschlossen haben dazubleiben, nicht abzuwandern, sondern still und hartnäckig, mit viel Mut und Ausdauer und großer Liebe zu ihrer Heimat ihre Träume zu verwirklichen.

Eine nachhaltige Reise für eine nachhaltige Entwicklung

Unsere Reise beginnt in Bari. Wir lassen die lebhafte, moderne Hauptstadt Apuliens hinter uns und fahren gen Westen. Schon von weitem taucht der Vulture, der längst erloschene Vulkan in der Nordbasilikata vor uns auf. Umgeben und bedeckt von dichten, hohen Wäldern, prägt er die gesamte Gegend. Zu seinen Füßen hat ein junges Paar einen Agriturismo eröffnet: Antonio ist eigentlich Künstler und Fotograf, und Stefania ist aus Liebe zu ihm und ihrer Heimat wieder zurückgekommen aus Rom. Wir bleiben bei ihnen zu Gast für den ganzen ersten Teil der Reise, umgeben und verwöhnt von Kunst, viel unberührter Natur und den selbst erzeugten Köstlichkeiten aus Bio-Anbau.

Die nächsten Tage verbringen wir mit Wanderungen und ausgedehnten Spaziergängen in Kastanien- und Buchenwäldern, beim Besuch mittelalterlicher Burgen und Kathedralen. Wir wandeln auf den Spuren der Normannen und Friedrichs II., der in Melfi die Festung seiner Vorfahren ausbauen und hier seine Gesetzestexte verkünden ließ, die in Süditalien fast 600 Jahre lang das Rechtswesen prägten.

Natur, Gastronomie, Kultur – und vor allem die Menschen

Wir lernen einheimische Spezialitäten zuzubereiten und verkosten bei Luca den kräftigen, kantigen Aglianico-Wein, den schon Horaz in seinen Schriften erwähnt. Luca baut seinen Wein biologisch auf uralten Randkratern des Vulture an, seine Etiketten erzählen nicht nur die Geschichte eines passionierten Winzers, sondern knüpfen auch an die faszinierende Geschichte der Stadt Melfi an.

In Venosa treffen wir Mariangela, eine junge Unternehmerin, die aus einer süditalienischen Tradition ein Geschäftsmodell entwickelt hat: ihr „pacco terrone“ greift die Tradition auf, die einheimischen Spezialitäten zu den in der Ferne lebenden Freunden und Verwandten zu schicken. Dabei legt Mariangela größten Wert auf Produkte, die nach den alten Rezepten hergestellt werden – mit hochwertigsten Zutaten ohne künstliche Zusätze.

Mariangela, Luca, Stefania und Antonio – die Menschen, die wir auf unserer Reise kennenlernen dürfen, sind nicht nur nette Bekanntschaften. Menschen wie sie sind das Fundament für eine nachhaltige Entwicklung, gerade auch im Bereich Tourismus, die eine Region wie die Basilikata so dringend braucht. Sie respektieren die lokalen Traditionen, arbeiten mit ihnen und erfinden sie neu. Sie machen sie zugänglich und erhalten sie dadurch nicht nur am Leben, sondern gründen darauf ihre Zukunft. Eine weitere interessante Persönlichkeit, die wir auf unserer Reise treffen werden, ist Saverio, der junge Besitzer unseres Höhlenhotels in Matera.

Zauberhafte Lukanische Dolomiten

Aber halt, auf dem Weg dorthin erwartet uns noch einer der landschaftlichen Höhepunkte unserer Basilikata-Reise: Wie in Stein gefasste Edelsteine liegen sich die zwei kleinen Orte Pietrapertosa und Castelmezzano gegenüber, getrennt durch ein tiefes Tal, das wir auf einem alten Maultierpfad durchqueren.

In Pietrapertosa spazieren wir, an bizarr geformten Felsen der Lukanischen Dolomiten vorbei, durch die arabisch geprägte Altstadt, die sich malerisch an die hochaufragenden Felswände schmiegt.

Unsere Wanderung führt an sieben Stein-Installationen entlang, der Weg der Sette Pietre. Ein lokaler Schriftsteller hat die Legenden und Märchen der Gegend aufgeschrieben, und Elemente aus seiner Erzählung „Vito tanzte mit den Hexen“ begleiten uns auf dem Weg.

Castelmezzano auf der anderen Seite des Tales war eine Hochburg der Normannen und zeigt heute noch Spuren der Tempelritter, die hier eine wichtige Niederlassung hatten. Castelmezzano gehört zu den schönsten Dörfern Italiens und die Versuchung, hier ein paar Tage zu bleiben und die Umgebung zu erkunden, ist groß. Wir aber genießen diesmal nur einen Spaziergang durch das Örtchen und die phänomenale Aussicht auf die umliegenden Berge, genehmigen uns eine Erfrischung und brechen auf nach Matera.

Matera – in Stein gehauene Geschichte

Dort erwartet uns, wie schon erwähnt, Saverio, ein junger Materaner, dessen ganzes Herzblut in seinem individuell gestalteten Hotel steckt. Von hier aus haben wir einen grandiosen Blick auf die Materaner Altstadt, die auf einzigartige Weise jahrtausendealte Siedlungsweisen in sich vereint. Die elegante, gediegene Civita mit der beeindruckenden Kathedrale wird flankiert von den beiden Stadtvierteln der „Sassi“, in denen ein Großteil der Wohnräume teilweise oder ganz als Höhlen in den Fels gehauen sind.

In Matera, der europäischen Kulturhauptstadt 2019, verbringen wir den zweiten Teil der Reise – ausführlich lernen wir die Stadt bei einem Urban Trek kennen. Wir genießen den Blick, der sich uns von der anderen Seite der Schlucht bietet, und besuchen Cesare, der uns exklusiv eine Höhlenkirche öffnet, die seit dem Mittelalter ein wichtiger Pilgerort war.

Hier in der Provinz Matera im Osten der Basilikata lernen wir ganz neue Perspektiven kennen – und es ist richtig schade, dass unsere Reise nun fast schon vorbei ist.

Für alle, die neugierig auf die kleine, faszinierende Region Basilikata geworden sind, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, bei einer individuellen Verlängerung noch weitere Besonderheiten zu entdecken:

Den Süden mit seinen lehmverwitterten Mondlandschaften einerseits, und der fruchtbaren Küstenebene und den langen Stränden am Ionischen Meer andererseits. Das Pollino-Gebirge mit seinen Zweitausendern. Den Westen mit seinen bemalten Dörfern und dem Lukanischen Appenin, der spektakulär zum Thyrrenischen Meer hin abfällt.

Ciao Basilicata – oder besser Arrivederci – Auf Wiedersehen!

Copyright der Bilder auf dieser Seite:
Katrin Daniele-Petzoldt und Sento Wanderreisen

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